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Was ist denn jetzt eigentlich dieses New Work?

Das kam ja gerade zum richtigen Zeitpunkt – am Dienstag hat der FC Bayern Basketball mit seiner Veranstaltung imPULS wieder zu einer Keynote eingeladen. Unter dem Titel „München: imPULS der Zeit – Wie lokale Unternehmen Veränderungen interpretieren und die Zukunft Münchens mitgestalten“ ging es um das allseits beliebte Thema New Work. Und gerade unter der derzeitigen Diskussion zu dem Thema und meiner persönlichen Einstellung dazu, war es natürlich ein spannender Zeitpunkt.

Wer es noch nicht gelesen hat, die HR Influencer diskutieren je gerade das Thema sehr differenziert, ausgelöst durch die Meldung, dass sich die XING SE künftig New Work SE nennen will. Die einen sehen es Untergang einer Bewegung, andere als genialen Marketing-Geniestreich. Doch damit nicht genug, Kai Anderson von der renommierten Beratungsgesellschaft Promerit schreibt in der F.A.Z. vom Wochenende „Hören Sie nicht auf die Dampfplauderer! – Die New Work Bewegung geht an der Arbeitsrealität vieler Menschen vorbei.“

Nun, wer mich kennt, weiß bereits, dass ich auch ein Problem mit dieser Verallgemeinerung des Begriffs New Work habe, denn New Work ist ja nicht nur mal die Idee, neue Büroräume zu schaffen, sondern vor allem eine neue Philosophie der gesamten Arbeitswelt. Da wird viel von Hierarchiefreiheit, Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung am Arbeitsplatz gesprochen oder von der Möglichkeit, stets zu der Uhrzeit und an dem Ort zu arbeiten, wie ich es will. Das klingt alles sehr gut, doch – und genau das stört mich an der ganzen Diskussion – es betrifft aus meiner Sicht nur einen kleinen Teil der Beschäftigten. Oder kann eine Krankenschwester einfach Home Office machen oder der Verkäufer nur abends ab 20.00 Uhr arbeiten, wenn die Geschäfts geschlossen sind. Es handelt sich also vielmehr um eine exklusiven Bereich, das Thema wird aber diskutiert, als könnten alle 40 Millionen Beschäftigten in Deutschland ab morgen selbstbestimmt arbeiten. Nonsens.

FCBB imPULS

Doch nun zu der Veranstaltung, die in den Design Offices in München stattfand – eine super Location im 31. Stock der Highlight Towers mit Blick über ganz München. Das ist schon etwas besonderes und interessant war dann auch der Vortrag vom Gründer der Design Offices, Michael Schmutzer. Natürlich hat er genau die Idee der New Work aufgegriffen und bietet Arbeitsplätze in ganz Deutschland, die einfach „anders“ sind und die es Unternehmen ermöglichen, flexibel und schnell ihr New Work zu unterstützen. Imposant, was er hier in kurzer Zeit aufgebaut hat. Was mir an seinem Vortrag besonders gefallen hat, dass hier von ihm öfters die Einschränkung für „Verwaltungsjobs“ kam und nicht diese pauschale Verallgemeinerung. Es wurden auch Widerstände angesprochen und Büros gezeigt, die „ganz normal“ waren, weil diese für gewisse Themen eben auch noch gebraucht werden. Sehr bodenständig aber auch sehr innovativ. Für mich genau die richtige Mischung.

Design Offices in München

Im zweiten Vortrag ging es dann um die Einführung der MAN Zukunftswerkstatt. Hier kamen dann endlich wieder die ganzen Buzzwords zum tragen. Von agil über Coach bis hin zu Transformation oder des Status quo permanent challengen. Da wurden also hunderttausende Euro ausgegeben, um ein Büro mit 500 qm umzubauen und Curved Monitore zu testen oder zu versuchen, welches Headphone am besten funktioniert. Da gibt es cross-funktionale Teams die von agilen Coaches begleitet werden. Das klingt alles sehr interessant, aber so richtig habe ich noch nicht verstanden, was da neu daran ist. Wir hatten bereits in der Anfangszeit meiner beruflichen Laufbahn im Unternehmen genau solche Vorgehensweisen – nur nannten wir es damals Arbeitskreis (der cross-funktional besetzt war) und es gab Organisatoren, die die notwendigen Methoden kannten, um solche Gruppen in Ihrem Innovationsprozess zu unterstützen (heute heißt er Agile Coach). Das einzige, das wir nicht hatten, waren diese modernen und sicherlich sehr schönen Büroräume – wir sind dann einfach mal mit Flipchart und Metaplan auf die Wiese oder an den See gefahren – das war auch nicht so schlecht.

Ich möchte jetzt nicht missverstanden werden. Zum einen gegenüber dem Vortragenden, der das sehr gut und kurzweilig gemacht hat und sich auch kritischen Fragen direkt gestellt hat. Zum anderen gegenüber der gesamten Methodik. Ich verstehe aber bis heute nicht, warum über das Thema New Work ein solch extremer Hype gemacht wird. Das ist mal wieder viel alter Wein in neuen Schläuchen. Und als generelles Fazit – ich war jetzt zum zweiten Mal beim FCBB imPULS und es ist immer wieder ein interessanter Abend! Danke an den FCBB, dass sich ein Sportverein auch mit solchen Themen auseinandersetzt und Referenten bringt, die nicht auf allen Bühnen dieser Welt ständig präsent sind.

Thomas Eggert

Schon seit fast 30 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Personalarbeit, ob zuerst als Personalmanager oder später als Partner der Personalmanager. Meine Themen sind vor allem das operative Personalmanagement, das neben Themen wie Recruiting oder Personalentwicklung die Basis des Personalgeschäfts absichert. Weiterhin beschäftige ich mich mit der Effizienz in modernen Personalabteilungen. Ich bin heute Geschäftsführer bei der BEGIS GmbH und engagiere mich bei der Aktion gegen Populismus als Gesellschafter der dump beer UG.

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