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Maßnahmen im Azubi-Recruiting: Was ist sinnvoll und was überholt?

Ausbildungsmarketing gehört mit Sicherheit zu den wenig beliebten Disziplinen im Personalmarketing. Die Zielgruppe wandelt sich ständig, die Ansprüche wachsen, der Bedarf ist riesig und die Auswahl an wirklich qualifizierten Bewerbern ist überschaubar. Noch immer halten sich viele Mythen rund um das Azubimarketing und vor allem um die damit zusammenhängenden Maßnahmen. Anlässlich der Veröffentlichung unseres E-Books Ausbildungsmarketing (PDF-Datei) wollen wir drei große Mythen versuchen zu entschlüsseln.

Mythos Nummer I: Die Zielgruppe ist zu anspruchsvoll und verwöhnt

Generation Z, Generation Y, Generation X – immer wieder hört man von den verschiedenen Bezeichnungen für die Jahrgänge. Meist geht mit dieser Einteilung auch eine Pauschalisierung der Menschen dieser Generation einher. Besonders Generation Z (geboren ab dem Jahr 1995) bekommt es aktuell von allen Seiten ab. Sie seien:

  • Verwöhnt
  • Satt
  • Aufmüpfig
  • Stumpf
  • Emotionslos
  • Uninteressiert
  • Karrierefaul
  • Arbeitsscheu

Die Liste ließe sich sicherlich sehr weit fortführen, zeigt aber schon jetzt ganz eindrucksvoll, dass mit den Verallgemeinerungen auch ein großes Problem entsteht: die Wahrheit bleibt gern auf der Strecke. Ganz davon abgesehen, dass diese Generationen-Diskussion etwas zu weit geht (siehe Artikel vom 21.08.2015) müssen sich Personaler auch die Frage gefallen lassen, warum eine Clusterung überhaupt notwendig ist. Fakt ist, dass aktuelle Studien (z.B. KidON oder Azubi-Recruiting-Trends 2015) genau das Gegenteil belegen. Generation Z ist sich seiner Verantwortung, um die eigene Karriere durchaus bewusst. Sie hat enorm Spaß an sinnvollen Beschäftigungen und ist auch leistungsbereit. Generation Z ist jedoch auch anspruchsvoll und möchte etwas Sinnvolles im Leben tun. Es bleibt zu fragen: Wer möchte das nicht?

Mythos Nummer II: Print ist tot, Online ist tot – es lebe das Social-Recruiting über Facebook

Mit dem Einzug von Facebook in die deutschen Wohnzimmer im Jahre 2008 wurde das Thema Social-Recruiting populär. Personaler aus allen Branchen beschwörten den Heilsbringer aus den USA, als den Problemlöser im Personalmarketing. Die Ernüchterung folgte erst Jahre später. Facebook bietet, wie so viele andere Kanäle, zwar eine ordentliche Reichweite, ersetzt viele gängige Recruiting-Kanäle jedoch doch nicht einfach so.

Dennoch setzen immer noch viele HR-Experten auf den Einsatz von Facebook. Zurecht: Das Portal erreicht mehr Nutzer, als die Top 10 der deutschsprachigen sozialen Netzwerke zusammen. Auch unter Jugendlichen ist Facebook enorm populär. Mehr als 80% der 15 – 18 jährigen sind laut dem statistischen Bundesamt auf der Plattform angemeldet und nutzen sie auch mehrmals täglich. Dennoch ist und bleibt Facebook nur ein weiterer Kanal im Azubi-Recruiting und ergänzt sich wunderbar mit anderen Medien.

Mythos Nummer III: Jugendliche sind nur noch mobil zu erreichen

Auch im dritten Punkt mischt sich Wunschdenken mit Angst und falscher Faktenlage. Mobile-Recruiting ist mit Sicherheit eines der wichtigsten Themen der kommenden Jahre im Personalmarketing. Dennoch greifen Jugendliche nicht ausschließlich über mobile Endgeräte auf Inhalte zu. Besonders „schwierige Themen“ wie z.B. die Wahl eines Ausbildungsbetriebs wird zum Großteil noch am heimischen Rechner erledigt. Auch das Schreiben von Bewerbungen oder das Beantworten von wichtigen E-Mails machen viele Jugendliche lieber vor dem Laptop, als auf dem Smartphone.

Dieser Trend bewegt sich jedoch immer weiter hin zu den mobilen Lösungen. Das ist auch folgerichtig, denn die Fähigkeiten von Smartphones und Tablets nehmen fast täglich zu. Hier gilt es jedoch nicht in Panik zu verfallen. Ein responsive-Webdesign für Karriere-Seiten ist wichtig, eine Mobile-Recruiting-Lösung wäre aktuell im Ausbildungsmarketing etwas zu viel des Guten.

Fazit

Azubi-Recruiting lebt durch Veränderungen. Auch Personaler sollten diese Veränderungen mitgehen und sich aktiv um die Schüler bemühen. Es muss jedoch nicht immer jeder vermeintlichen Vorhersage gefolgt werden. Auf Dauer rechnet sich ein kontinuierliches und modernes Azubimarketing.

Über die Autoren

agentur jungesherzMit Personalmarketing und Ausbildungsmarketing kennt sich die Agentur Junges Herz aus. Sie berät Unternehmen jeder Größe bei der Suche nach guten Azubis. Dabei entwickelt die Agentur Konzepte und zeigt neue und innovative Wege im Ausbildungsmarketing auf.

Thomas Eggert

Schon seit fast 30 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Personalarbeit, ob zuerst als Personalmanager oder später als Partner der Personalmanager. Meine Themen sind vor allem das operative Personalmanagement, das neben Themen wie Recruiting oder Personalentwicklung die Basis des Personalgeschäfts absichert. Weiterhin beschäftige ich mich mit der Effizienz in modernen Personalabteilungen. Ich bin heute Geschäftsführer bei der BEGIS GmbH und engagiere mich bei der Aktion gegen Populismus als Gesellschafter der dump beer UG.

2 thoughts on “Maßnahmen im Azubi-Recruiting: Was ist sinnvoll und was überholt?

  • Das kann ich so unterschreiben! Es herrscht nämlich nicht nur ein Mangel an Fachkräften, sondern auch an guten Azubis. Auch für die jüngsten Arbeitnehmer müssen sich die Unternehmen ins Zeug legen und zeigen, warum jemand eine Ausbildung bei ihnen starten sollte!

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  • Pingback: Maßnahmen im Azubi-Recruiting: Was ist si...

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