HR Allgemein

2.0, 4.0 – welches Update soll ich nun nehmen?

bubbleSo langsam kann ich es nicht mehr hören. Wenn ich die Einträge, Webinare, Vorträge und so weiter alles sehe, dann dreht sich die ganze Welt nur noch um 2.0. Ich habe mir mal wieder den Spass gemacht, Wikipedia zu Hilfe zu nehmen – hier steht es genau beschrieben: „Web 2.0 ist ein Schlagwort (Sprachwissenschaft), das für eine Reihe interaktiver und kollaborativer Elemente des Internets verwendet wird. Hierbei konsumiert der Nutzer nicht nur den Inhalt, er stellt als Prosument selbst Inhalt zur Verfügung. Der Begriff postuliert in Anlehnung an die Versionsnummern von Softwareprodukten eine neue Generation des Webs und grenzt diese von früheren Nutzungsarten ab. Die Verwendung des Begriffs nimmt jedoch zugunsten des Begriffs Social Media ab.“

Aha, ein Schlagwort also – und genau um ein Schlagwort bilden sich mittlerweile mehr Diskussionen als um alles andere. Da werden Firmen gegründet, die sich nur mit dem Schlagwort beschäftigen, scharenweise Berater beraten zu 2.0 und wenn ich mir die Überschriften von Seminaren anschaue, dann geht es scheinbar nur noch, wenn im Titel mindestens 2.0 vorkommt. Egal ob Recruiting 2.0, Business Partner 2.0, ja sogar Vertrieb 2.0 und wenn man bei Google 2.0 eingibt, erscheint als 2. Begriff Stasi 2.0!

Irgendwie ist das der große Renner, vielleicht hätte ich meinen Blog auch HR-Blog 2.0 nennen müssen, so komme ich mir mittlerweile richtig altmodisch vor. Was habe ich da nur verpasst?

Komischerweise findet man diese Begriffe aber immer nur bei Themen, die eher strategisch angehaucht sind oder die nun einmal nicht richtig griffig oder messbar sind. Ich habe noch nie etwas von HR-Administration 2.0 oder Payroll 2.0 gehört (ausser es gehörte zu einer Software-Version). Wieso kann ich nicht auch diese Themen in das 2.0-Level anheben, dann wird doch automatisch alles besser, oder? Oder sind wir hier mal wieder bei so einem allheilbringendem Hype, der alles besser, schneller und 2.0 macht?

Ich habe in den letzten Jahren auch sehr viel Vertriebserfahrung sammeln dürfen, da meine primäre Verantwortung der Vertrieb von erklärungsbedürftigen Services oder Produkten war (HR-Software, HR-Outsourcing). Ich weiss beim besten Willen nicht, wie sich dieser Vertrieb mit 2.0 verändern soll. Aus meiner Sicht muss gerade in solchen Themen immer noch der persönliche Kontakt und die inhaltlichen Diskussion die wesentliche Rolle spielen.  Und auch beim Thema der Personalentwicklung (ja, auch hier gibt es die Personalentwicklung 2.0) tue ich mich bei vielen Themen schwer – oder machen wir künftig Beurteilungsgespräche über facebook und schreiben Entwicklungspläne als Post in XING? Ach ja, und Abmahnungen werden dann über ein Tool von LinkedIn sofort in der Chronik des Mitarbeiters veröffentlicht.

Vielleicht bin ich bei den ganzen Themen ja etwas zu altmodisch – wobei mich mein Umfeld eher als Social Media Junkie bezeichnet (ein kleiner Beweis ist dieser Blog). Das heisst, ich beschäftige mich wirklich sehr viel mit den Themen des Internets, den neuen Möglichkeiten und kollaborativen Elementen und ich bin begeistert, wie einfach und schnell diese Medien geworden sind. Aber ich glaube auch, dass manchmal ein bisschen old school auch gut tut und wir bei vielen Themen auch mal prüfen sollten, ob es wirklich nur mit 2.0 geht oder auch ein 1.5 oder sogar ein 1.0 der bessere Weg ist. Lasst uns mehr reden und direkt kommunizieren und nicht nur interaktiv 2.0 kollaborieren, denn auch der Begriff Kollaboration kommt ursprünglich aus Zeiten eines Krieges oder einer Besatzung.

Und jetzt sind ein Großteil der Personaler noch gar nicht in 2.0 angekommen – und schon wird 4.0 ausgerufen. Hurra, wir haben eine neue Version und können damit schon mehrere „alte“ Versionen überspringen. Na, hoffentlich funktioniert dann das Upgrade (oder ist es nur ein Update) auch problemlos von 0.9 auf 4.0 … oder bin ich schon bei 5.0?

Thomas Eggert

Schon seit fast 30 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Personalarbeit, ob zuerst als Personalmanager oder später als Partner der Personalmanager. Meine Themen sind vor allem das operative Personalmanagement, das neben Themen wie Recruiting oder Personalentwicklung die Basis des Personalgeschäfts absichert. Weiterhin beschäftige ich mich mit der Effizienz in modernen Personalabteilungen. Ich bin heute Geschäftsführer bei der BEGIS GmbH und engagiere mich bei der Aktion gegen Populismus als Gesellschafter der dump beer UG.

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