Management meets Students auf den HR-Messen oder: Wenn der HR-Hoodie die GEN-Y beschimpft …
Wie jedes Jahr hat sich die HR-Branche auch dieses Jahr im Frühjahr wieder in Hamburg und Stuttgart auf der Personal Nord und Süd getroffen, um wichtige Trends zu diskutieren und die Auswirkungen auf das Personalmanagement zu beleuchten. Und natürlich war die Zukunftsinitiative Personal (ZiP) auch dieses Jahr wieder mit dabei und auch ich hatte die Freude, als HR-Hoodie die neuen Generationen beschimpfen zu dürfen. Ansonsten war die ZiP prominent und kompetent vertreten durch die vier Experten Gaby Hampel (perbit), Raphaele Rose (SP_DATA), Stefan Schüßler (SAP) und Thomas Eggert (BEGIS). In Hamburg war mit Franz Langecker, dem Kopf des Datakontext-Verlags, eine Ikone der HR-Community mit dabei.
In beiden Städten wurde diesmal sehr kontrovers zwischen den Experten und dem Auditorium das Thema „Generation Y – Mythos oder reale Herausforderung“ diskutiert. Offiziell lautete das Thema zwar „Management meets Students 2014“, aber sehr bald entwickelte sich aus der Vorstellung des neuesten ZiP-Projekts ein angeregter, manchmal sogar unerwartet engagierter Dialog zwischen den Anwesenden, manchmal zwischen den Generationen, manchmal aber auch querbeet.
Zum Hintergrund: Im Jahr 2013 hat die Zukunftsinitiative Personal erfolgreich das Projekt „ZiP meets Students 2013“ realisiert. Dabei diskutierten Studenten aus dem deutschsprachigen Raum in Köln mit den Experten der ZiP über die Zukunft der Arbeitswelt und des Personalmanagements. 2013 wurde im Rahmen der World Cafés schnell klar: Die kreativen Ideen, aber auch die Wunschvorstellungen der Studenten sollten einmal einem Realitätscheck mit Vertretern der Praxis unterzogen werden. Da wurden z.B. ganz neue kreative Formen des Recruitings gewünscht oder eine weitgehende Flexibilität zur Sicherstellung der Work-Life-Balance. Wie realistisch sind aber solche Maximalvorstellungen? Umgekehrt ist ein solcher Abgleich mit der neuen Wirklichkeit bzw. den Anforderungen junger Arbeitnehmer aber auch für manche gestandene Manager sicherlich von Wert, die weiterhin auf alte Konzepte setzen wollen. Und genau das ist die Idee der nun startenden neuen Event-Serie der ZiP „Management meets Students 2014“, bei der in mehreren Städten im deutschsprachigen Raum der Dialog zwischen den Generation gefördert werden soll.
Dass ein solcher Dialog sehr fruchtbar sein kann, zeigten bereits die beiden Frühjahrs-Messen. Die ZiP-Experten waren jedenfalls bestens gelaunt und vorbereitet auf einen intensiven Austausch und in der Tat sollten Erwartungen nicht enttäuscht werden …
Ganz am Anfang stellte der HR- und Huffington Post Blogger Thomas Eggert in Stuttgart die Frage, ob das Generationen-Konzept überhaupt realitätsnah wäre. Auch er hätte in seiner Jugend gerne von den Vorteilen der Work-Life-Balance profitiert, nur damals wäre der Arbeitsmarkt ein ganz anderer gewesen. Dem stimmte auch Raphaele Rose zu. Sie war eine der ZiP-Vertreterinnen beim Event „Management meets Students 2013“ und hatte selbst einige sogenannte World-Cafés geleitet. Für sie stellen die Werte der neuen Generationen eher Werte einer neuen Zeit dar. Vielleicht sind sogar tatsächlich die neuen Generationen mit ihrem neuen Lebens- und Arbeitsethos besser für die neue Zeit und die neue Produktivität der Kommunikation und Kollaboration geeignet. Hier haben mich Franz Langeckers Worte nachdenklich gemacht. Franz Langecker betonte in der Nachdiskussion in Hamburg den Unterschied zwischen dem Zeit- bzw. Produktionsbegriff, den Kronos repräsentiert (Zeit = Anzahl Stunden) und dem, den Kairos repräsentiert (Zeit = entscheidende Momente). Ich glaube wie Langecker, entscheidende Momente verpasst man eher, wenn man doppelt so viel arbeitet. Dann bleibt keine Zeit für Kairos! Vielleicht ist der neue Produktivitäts-Gott mit dem neuen Paradigma der Richtige!
Zugleich haben HR-Blogger Thomas Eggert und ich als Hoodie-Fake natürlich auch dagegen gehalten, es war ja ein Streitgespräch ;-). Es kann am Ende nicht sein, so Thomas Eggert richtigerweise, dass Generation Silberhaar immer länger arbeiten soll, damit es auf dieser Basis dann für die neuen Generationen besser mit Work-Life-Balance und Chillout klappt. Hier müssen auch in Zukunft die Werte des Unternehmens (Gewinn, Produktivität, Effizienz, …) mit den Werten ALLER Mitarbeiter im Unternehmen ausbalanciert werden müssen.
Es gab also Diskussionsbedarf! Leistung ja, Erschöpfung nein, so Raphaele Rose, das ist vielleicht der Kompromiss. Dass eine Balance und ein besseres Umfeld auch im Mittelstand klappt, hat Gaby Hampel beeindruckend verdeutlicht. Nicht umsonst hat das mittelständische Unternehmen perbit viele Preise für Familienfreundlichkeit gewonnen und das im scharfen Wettbewerb mit globalen Brands. Manchmal ist vor allem die kulturelle Grundeinstellung entscheidend, um auch in der neuen Zeit als mittelständisches Unternehmen erfolgreich am Markt agieren zu können.
Und so freute es mich, dass im Nachgang Stefan Schüßler in einem Editorial für die Competence Site die ZiP-Diskussion fortsetzte. „Wie können Unternehmen ihre Mitarbeiter täglich zu Bestleistungen motivieren? Zufriedenheit ist das Zauberwort. Denn zufriedene Mitarbeiter leisten mehr, beteiligen sich aktiver, helfen Kollegen gerne weiter und bleiben der Firma treu.“ Dem ist nichts hinzuzufügen und es gilt sicherlich unabhängig von allen Generationsgrenzen! Vielleicht noch ein Nachsatz: Besonders erfreulich war auf beiden Messen das Engagement der Teilnehmer, besonders auch der neuen Generationen. Insofern: Ich mach mir um diese Generation keine Sorgen.